Nachlese ONLINE-TRIALOG:  Psychische Erkrankung und Elternschaft

Wie kann man trotz psychischer Erkrankung der Elternrolle gerecht werden?

Das Thema Elternschaft und Psychische Erkrankung ist ein sehr komplexes. Vor einigen Jahren fand dazu schon ein Trialog zu dieser Thematik statt. Damals waren einige betroffene Eltern anwesend. Diesmal nahmen ausschließlich ProffessionistInnen teil, vielleicht weil der Trialog diesmal online stattfand.

Psychische Krisen/Erkrankungen haben weitreichende Konsequenzen für Betroffene wie auch deren Umfeld und Familie. Handelt es sich um Eltern sind auch deren Kinder davon betroffen. Plötzlich ist vieles anders, Unsicherheit und offene Fragen tauchen auf. Kann im Freundeskreis darüber gesprochen werden? Wer kann mich unterstützen? Bin ich verantwortlich dafür wie es meiner Mutter/Vater geht? Gibt es Orte an denen ich verlorengegangene Sicherheit und Geborgenheit finde? Werde ich selbst auch einmal krank werden?

Im Versorgungssystem geht es zuerst um die Betroffenen und die akute Krise. Der familiäre Status wird ermittelt und bei Bedarf auch Hilfsangebote vermittelt. Sehr oft werden die Kinder von Angehörigen oder Freunden kurzfristig versorgt. Eine große Hürde Hilfe in Anspruch zu nehmen stellen oft Ängste dar. Zum Beispiel die Angst als schlechte Eltern dazustehen oder das Sorgerecht zu verlieren.

Ohne Einverständnis der Eltern können wiederum keine Angebote für Kinder umgesetzt werden. Oft sind Beteiligten dadurch die Hände gebunden. Es muss aber auch erwähnt werden psychisch Erkrankte sind keine schlechteren Eltern als andere, brauchen aber konkrete Unterstützung und Beratung. Ebenso deren Kinder. Wobei Kinder und Jugendliche eher bereit dazu sind. Die vergangenen zwei Pandemiejahre haben die Notwendigkeit von intakten und funktionierenden Familienstrukturen verstärkt. Mit diesen Punkten beschäftigten sich die Wortmeldungen des Trialoges, es wurden aber auch Angebote vorgestellt.

In OÖ gibt es das Projekt ELCO/KICO der Pro Mente, das mittlerweile in allen Bezirken Beratung für psychisch kranke Eltern anbietet. Bei der Caritas können FamilienhelferInnen angefragt werden, die bei Bedarf Familien zuhause unterstützen. Das gemeinsame Projekt der HPE und betroffenen Jugendlichen http://www.visible.co.at bietet auf im Internet

Informationen, Erfahrungsberichte und Kontakt zu einer online Beratung von Jugendlichen an. In Salzburg gibt es das Projekt JOJO http://www.jojo.or.at , eine private Initiative die sich über Spenden und Kostenbeiträge finanziert.

Die Diakonie/Spattstrasse betreut zwar Kinder und Jugendliche hat aber auch Angebote für Eltern mit psychischen Problemen. Zum Beispiel „Schatztruhe“ ein Angebot für Eltern mit Baby oder Kleinkind.

Allgemeine Informationen lassen sich auf http://www.verrückte-kindheit.at finden. Und seit Jahren gibt es mit Rat auf Draht eine Beratungs-Hotline für Kinder.

Eine Frage war, welche Rolle die Schule und Lehrpersonal spielen. Immerhin haben sie, wenn nicht gerade online Unterricht ist, den meisten Kontakt mit Kindern. Wahrscheinlich gibt es auch Lehrpersonal die etwas merken, und an Schulpsychologen weitergeben. Ob im Alltag dafür Zeit und Platz bleibt hängt aber eher vom Engagement der Einzelnen ab. Es wurde auch auf ein anderes Phänomen hingewiesen.

An diesem Trialog haben nur Frauen teilgenommen. Anscheinend obliegt die Verantwortung im Bereich Familie und Erziehung auch in heutiger Zeit noch immer vorwiegend den Frauen. Auch Angebote sind stark auf Frauen und Kinder ausgerichtet und werden fast ausschließlich von Diesen in Anspruch genommen,  obwohl auch Väter für die Entwicklung und Erziehung von Kindern ebenfalls wichtig sind. Generell wird der  sogenannten Care- Arbeitsbereich eher von Frauen abgedeckt, was aber nicht bedeuten muss, dass Männer dafür nicht bereit wären.

Der nächste Trialog findet am 26. April 2022 zum Thema „Digitaler Analphabethissmus“, hoffentlich passend zum Thema als Präsenzveranstaltung, statt.